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Das Piemont

7/11/2022

 

Wie ich in meinem «Wein-Lebenslauf» geschrieben habe, hat mich eine Weinregion früh in den Bann gezogen und bis heute nicht mehr losgelassen: Das Piemont

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Die Weinberge der Langhe im Herbst – eingehüllt vom Nebel und der Herbstsonne trotzend - lassen erahnen, was nach der Kelterung dieser Trauben für ein wunderbarer Saft reifen wird. Wenn man dann abends in einer Trattoria bei einem Teller Agnolotti al Plin oder Taglierini con Tartuffo sitzt und einen Barolo oder Barbaresco langsam die Kehle hinunterfliessen lässt, dann ist das Glückseligkeit pur.
 
In diesem Blogbeitrag stelle ich Euch das Piemont und deren weltberühmte Weine, den Barolo und den Barbaresco vor.
 
Die Römer nannten dieses Gebiet «Ad pedem montium» - übersetzt: Am Fuss der Berge.
 
Die Hauptstadt des Piemonts ist Turin. Das Piemont ist eines der grossen Weinanbaugebiete der Welt. Die bekannten Rotweine Barolo und Barbaresco haben diesen Ruhm begründet.
 
Aber auch andere Sorten wie der Barbera, die weissen Sorten Arneis und Cortese di Gavi sowie auch der Dessertwein Moscato d'Asti sind über die Landesgrenzen hinaus bekannte und begehrte Weine.
 
Die Langhe – das hügelige Gebiet zwischen der oberen Poebene bei Turin und den Ligurischen Alpen im Süden – ist die Heimat des Barolo und des Barbaresco, eben dieser Weine, die den Weltruhm des Piemont begründen.
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Beide Weine werden aus der Nebbiolo-Traube gekeltert – einer empfindlichen Traubenart. Der Name der Nebbiolo-Traube leitet sich aus dem italienischen Wort «nebbia»- auf Deutsch «Nebel» ab. Für die einen ist mit diesem «Nebel» der weisse Belag auf den Beeren gemeint, der sich bei Vollreife bildet. Für die anderen ist es der Nebel von den Flussniederungen, welcher zur Lesezeit Mitte bis Ende Oktober die Hügel des Piemont bedeckt.
Wie erwähnt ist die Nebbiolo-Traube eine sehr anspruchsvolle Rebsorte was die Lage und den Boden betrifft: Kalkhaltige Mergelböden und eine Süd- oder Südwestlage sind unabdingbare Voraussetzungen für die Entstehung eines guten Barolo oder Barbaresco. Oft wird der Wein im Namen explizit als Südlage ausgewiesen. Im piemontesischen Dialekt wird die Südlage respektive die der Sonne zugerichteten Lage als «Sori» benannt. Erstmals tat dies Angelo Gaja mit seinem berühmten Sori San Lorenzo 1967 und später mit dem Sori Tildin. Weitere Beispiele sind: Sori Ginestra von Guido Fantino, Sori Paolin, Sori Paiton usw.
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Außerhalb, vor allem auch in der Neuen Welt, ist es noch nicht gelungen, ähnlich hochwertige Weine aus der Nebbiolo-Traube zu keltern wie in seinem Ursprungsgebiet, was vor allem an den dort fehlenden optimalen Anbauflächen liegt.
 
Das Piemont hat eine Weinbaufläche von ca. 50'000 ha, mit einer Jahresproduktion von 2,5 bis 3 Millionen Hektoliter Wein.

Was unterscheidet eigentlich einen Barbaresco von einem Barolo?

Zuerst sei nochmals festgehalten: Nicht die Traube, denn beide Weine werden ausschliesslich aus Nebbiolo-Trauben gekeltert.
 
Das Gebiet des Barbaresco hat eine andere Bodenstruktur als das Gebiet des Barolo: In den kalkhaltigen Mergelböden ist mehr Kupfer und Zink als auf den manganhaltigen Böden des Barolo-Gebietes, was zu einem anderen Spektrum der Aromen führt.
 
Die genauen Unterschiede ergeben sich aus den Produktionsbestimmungen, die eingehalten werden müssen, um die Zertifizierung «DOCG» (Denominazione di Origine Controllata e Garantita), für kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung zu erhalten. DOCG ist eine italienische, staatlich kontrollierte Herkunftsbezeichnung für Weine.

Produktionsbestimmungen für Barolo:

  • Als Rebsorte ist nur Nebbiolo zugelassen
  • Der Ertrag ist auf acht Tonnen pro Hektar beschränkt. Der hieraus gewonnene Wein darf nach der vorgeschriebenen Reifezeit 70 % des Traubengewichtes nicht überschreiten (entspricht 56 hl/ha)
  • Die Traubem dürfen nur aus den ausgewiesenen Gebieten folgender elf Gemeinden stammen: Barolo, La Morra , Monforte, Serralunga d'Alba, Castiglione Falletto, Novello, Grinziane Cavour, Verduno, Diano d'Alba, Cherasco und Roddi
  • Lagerzeit für Barolo 38 Monate, davon mindestens 18 im Holzfass; für Barolo Riserva 62 Monate, davon mindestens 18 im Holzfass
  • Freigabe für den Verkauf: Ab 1. Januar des vierten Jahres nach der Ernte
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Alle Barolo-Weine weisen Gemeinsamkeiten auf: Eine granatrote Farbe, vergleichsweise hoher Alkohol-, Tannin- und Säuregehalt, sowie ein komplexes Aroma nach dunklen Beeren, Pflaumen, Teer, Lakritze und auch nach weissem Trüffel (v.a. ältere Jahrgänge)

Produktionsbestimmungen für Barbaresco:

  • Als Rebsorte ist nur Nebbiolo zugelassen
  • Der Ertrag ist auf acht Tonnen pro Hektar beschränkt. Der hieraus gewonnene Wein darf nach der vorgeschriebenen Reifezeit 70 % des Traubengewichtes nicht überschreiten (entspricht 56 hl/ha)
  • Barbaresco darf nur in folgenden 4 Gemeinden produziert werden: Barbaresco, Treiso, Neive, Alba
  • Lagerzeit für Barbaresco 26 Monate Monate, davon mindestens 9 im Holzfass; für Barbaresco Riserva 50 Monate, davon mindestens 9 im Holzfass
  • Freigabe für den Verkauf: Ab 1. Januar des dritten Jahres nach der Ernte
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Der Barbaresco hat eine etwas hellere Farbe als der Barolo. Seine Aromen sind: Veilchen, schwarze Früchte (Kirschen, Beeren), Lakritze, Holz, Leder, Tabak, bei reiferem Barbaresco auch Trüffelnoten.
 
Habe ich Eure Neugierde geweckt? Dann – falls Ihr noch nie einen Barolo oder Barbaresco getrunken habt – versucht es.

Mein Tipp:

Einen 2016-er oder 2018-er Jahrgang, öffnet ihn mindestens eine Stunde vor dem geplanten ersten Schluck. Trinkt ihn aus einem grossen Glas Typ Burgunder- oder «Gabriel-Glas». Gut dazu passen Teigwaren und Fleischgerichte.
Ich wünsche «e Guete» und viel Vergnügen!

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    DER AUTOR

    Robert «Stümpi» Graf ist orthopädischer Chirurge in Basel. Passionierter Weinliebhaber und Vollblut-Fasnächtler in der Seibi Clique. Altmeister der E. Zunft zu Schuhmachern Basel. Vater von drei Kindern und Lebenspartner von Diana Bevilacqua.

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